Kath.net und andere Online-Portale

2012 waren in einer Repräsentativstudie in Österreich Fragen zu kircheneigenen (katholisch.at, evangelisch.at) und kirchennahen (kath.net und das inzwischen verbotene kreuz.net) Online-Portalen gestellt worden. Ausgelotet wurden Bekanntheit, Nutzung und Einschätzung. Auch über die Persönlichkeitsstruktur derer, die die Portale nutzen, gibt die Studie Auskunft. Hier die Ergebnisse, die mehr als nachdenklich stimmen.

Bekanntheit und Nutzung
„Haben Sie von den folgenden Onlineportalen schon einmal gehört, sie besucht oder sind Sie ein regelmäßiger Nutzer?“

  • Bild3Die vier Portale sind neun von zehn Österreicherinnen und Österreichern bekannt. Die Nutzung hält sich jedoch bei allen vieren in Grenzen:
  • Am meisten war kreuz.net (11,6%) besucht worden, gefolgt von kath.net (10,9%), sodann kamen katholisch.at (9,3%) und evangelisch.at (5,7%).
  • Besuchen und regelmäßig nutzen ist nicht dasselbe. Bei der regelmäßigen Nutzung liegt evangelisch.at (5,7%) an der Spitze, gefolgt von katholisch.at (5,2%). An dritter Stelle rangierte kreuz.net (3,2%) und schließlich am letzten Platz (2,6%).
  • Beachtlich ist, dass kath.net-Besucher zu 77% auch kreuz.net-Besucher waren. 59% besuchten zugleich katholisch.at und 43% evangelisch.at.

Beurteilung von kath.net
„Wie beurteilen Sie die Homepage von kathnet?“

Bild2Von denen, die kath.net kennen bzw. regelmäßig nutzen, sagen:

  • 72% „Ich bin mit der kirchenpolitischen Linie der Homepage einverstanden.“
  • 42% „In manchen Eintragungen (Blogs, Lesermeinungen) finde ich antisemitische,  antiislamische, fremdenfeindliche Äußerungen.“ Nur 12% lehnen diese Aussage entschieden ab!
  • 45% „Der Ton der Homepage ist mir zu schrill, gehässig und aggressiv.“
  • 60% „Das Internetportal kathnet ist kirchenpolitisch einflussreich.“
  • 82% „Es ist gut für die katholische Kirche, dass es diese Homepage gibt.“

Es stimmt nachdenklich, dass fast die Hälfte der kath.net-Nutzer antisemitische,  antiislamische, fremdenfeindliche Texte ortet. Die Redaktion von Internetportalen ist verpflichtet, solche Texte nicht zuzulassen. Kreuz.net wurde deshalb verboten. Aus der Sicht von 42% ist die Lage auch für kath.net kritisch.

Die Besucher von kreuz.net und kath.net sind überdurchschnittlich autoritär gestimmte Persönlichkeiten.

Bild1Schließlich lässt die Studie einen Blick auf die Persönlichkeiten zu, die von kath.net gehört und dieses Portal auch besucht haben bzw. regelmäßig nutzen. Es handelt sich um die Bereitschaft, sich „blind“ Autoritäten zu unterwerfen. „Recht hat, wer oben ist“: Das ist die Kurzformel für den von Theodor W. Adorno erstmals in Europa untersuchten „Autoritarismus“. (Näheres dazu in Zulehner, Paul: Verbuntung. Kirchen in pluralistischen Gesellschaften, Ostfildern 2011.) Dargestellt wird in der dritten Graphik die Ausstattung der jeweiligen Gruppe mit sehr starker Unterwerfungsbereitschaft (sehr starkem Autoritarismus).

Dieses Persönlichkeitsmerkmal trifft man bei den Nichtnutzern aller vier getesteten Portale am seltensten an. Überdurchschnittlich hoch ist die autoritäre Unterwerfungsbereitschaft im Umkreis von kreuz.net und nahe daran von kath.net. Regelmäßige Nutzer von kath.net und dem verbotenen kreuz.net unterscheiden sich nicht wesentlich. Sie sind zumeist in beiden Portalen unterwegs.

(PS.: Wenn sie die Abbildung anklicken, werden diese auf dem Bildschirm vergrößert.)

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3 Antworten zu Kath.net und andere Online-Portale

  1. Paul Mark schreibt:

    Meine Diözese Innsbruck hat mir mitgeteilt , daß von den Kirchenbeitragsgeldern kein Cent an kath-net geht. Ich hoffe, diese Auskunft entspricht den Tatsachen. Wie ich erfahren habe,
    Kirche in Not sponsert dieses Medium. Ich hoffe , daß die Spender davon Kenntnis haben.

  2. Machmut El Schalomi schreibt:

    Nachdenklich stimmt eher die indifferente Umgangsweise mit volkstümlichen Beobachtungen und Beurteilungen:
    „Es stimmt nachdenklich, dass fast die Hälfte der kath.net-Nutzer antisemitische, antiislamische, fremdenfeindliche Texte ortet. Die Redaktion von Internetportalen ist verpflichtet, solche Texte nicht zuzulassen“
    Was Menschen „orten“, muß nicht folgerichtig existieren oder den gewähnten Wahrnehmungen tatsächlich entsprechen. Mit diesem Begrifflichkeiten und Vorgängen haben sogar Gerichte Probleme in der Beurteilung.

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