Ein epochaler Sprung nach vorn.

Die Synodalisierung der katholischen Weltkirche ist einen Riesenschritt vorangekommen: es wartet jedoch noch viel Arbeit an bekannten, aber offiziell benannten Fragen. Pastoraltheologische Nachdenklichkeiten zum Bericht der 16. Ordentlichen Bischofssynode in Rom vom 28.10.2023.

1. Es war eine wichtige Etappe auf dem Synodalen Weg der Weltkirche, zu dem Papst Franziskus aufgerufen hat. Es war auch nicht eine der gewohnten Bischofssynoden, sondern eine Bischofssynode extended, erweitert zu einer Kirchenversammlung eigener Art: eine Volk Gottessynode, in der nicht nur Bischöfe, sondern Getaufte, Frauen und Männer, Sitz und Stimme hatten. Das allein kann jene Ortskirchen ermutigen, die wie die Kirche in Deutschland eine Art dauerhaftes „Kirchenparlament“ wünschen und damit Synodalität institutionalisieren.

2. In den vier Wochen dieser Weltsynode ist ein wichtiger Teil der katholischen Weltkirche aus Erfahrung synodaler geworden. Manche bei uns mögen es belächeln: Aber es war ein Sprung nach vorn, dass in der Synodenaula viele Tische für Kleingruppen standen, an dem Frauen und Männer mit Bischöfen und Kardinälen saßen und auf Augenhöhe miteinander berieten. Manche Bischöfe, so Kardinal Mario Grech bei der Pressekonferenz nach dem Abschluss der Sitzungen, kamen wie Eis an den Tisch und schmolzen durch die Erfahrungen nach und nach. Es war für manche Bischöfe, so sagte ein deutscher Bischof, ein richtiges Zuhörtraining. Es könnte sein, dass manche Bischöfe damit verändert in ihre ortskirchliche Amtsführung heimkehren. Auch das wäre ein schöner Erfolg.

3. Erfreulich ist, dass der Bericht die schroffe Gegenüberstellung von Synode und Parlament verlassen hat. Das macht Sinn, weil ja nicht nur in der Synode der Geist am Werk ist, sondern eben auch in Parlamenten, die um das Gemeinwohl ringen. Das Wirken des Geistes und die demokratische Spielregeln haben sich gut vertragen. Satz für Satz wurde der Bericht abgestimmt. So wie er vorliegt, haben alle Absätze eine Zweidrittelmehrheit erhalten.

4. Die Synodenarbeit lebte vom Hören auf den Geist und vom Versuch, die Geister zu unterscheiden. Dieses „Gespräch im Geist“ hat wertvolle Erfahrungen gebracht: man lernte Zuhören, Respekt für die Meinungsvielfalt, konnte den Dissens aushalten. Man musste freilich auch keine Überzeugungsarbeit leisten. Damit ist diese Methode des „Gesprächs im Geist“ allerdings an Grenzen gestoßen. Die Spiritualisierung verursachte eine Art unproduktiver Konfliktvermeidung, es wurden mehr Fragen gestellt als Antworten gefunden. Schon lange anstehende Reformthemen wurden nicht vorangebracht. Es rächte sich zudem, dass im Vergleich zum Zweiten Vatikanischen Konzil theologische Expertinnen und Experten nicht an den Tischen der Synodenaula saßen. Dem Bericht ist dies am Ende auch klar. Deshalb wird gerade für die „Vertiefung“ der offen gebliebenen Fragen um die Arbeit der Theologen und anderen Wissenschaften gebeten.

5. Die hohe Zustimmung zum vorliegenden Text  wurde freilich dadurch erkauft, dass viele Fragen nicht gelöst, sondern als weiterhin offen benannt wurden: was allein als Riesenerfolg gewertet werden muss. Das bedeutet für das kommende Jahr viel an Arbeit. Offen geblieben ist das Diakonat der Frauen, die Frage nach dem Zölibat, die Sexualkultur, die Genderfrage, die Segnung gleichgeschlechtlich liebender Paare. Das mag einerseits jene enttäuschen, die schon jetzt Entscheidungen erwartet haben. Es wird aber auch jene beunruhigen, welche diese Fragen vom Synodentisch weghaben wollten. Das sind laut Abstimmungszahlen bei sensiblen Fragen mit einem Drittel gar nicht so wenige. 

6. Der Bericht sagt ausdrücklich, dass es ein Fehler sei, Frauen in der Kirche als Thema oder gar als Problem zu verstehen. Allerdings kann dieses Kriterium auch auf manche Formulierungen des Berichts selbst angewendet werden. Es gäbe viele Frauen, die sich schon lange in kirchlichen Frauenanliegen positioniert und diese auch theologisch durchdacht haben. Vielleicht wäre es zielführender gewesen, solche herausragende Theologinnen einzuladen und auf sie im Geist zu hören.

7. Dass sich die Synodalversamlung mit Synodalität befasste, ließ befürchten, dass es primär um innerkirchliche Reformen gehen werde: Wie also Getaufte für ihr Mitwirken am Evangelium gewonnen und angemessen gebildet werden, damit sie ihre Verantwortung wahrnehmen können; wie zugleich Amtsträger eine neue synodale Amtskultur entwickeln können, und zwar schon vor der Ordination, oder wie bei anstehenden Bischofsernennungen synodalitätsfähige Kandidaten gefunden werden können. Der Bericht bleibt erfreulicher Weise nicht bei diesen innerkirchlichen Fragen stehen. Die taumelnde Welt war präsent, nicht zuletzt durch Personen, die aus den Krisenherden kamen, aus der Ukraine und Russland, aus Israel und Plästina. Es wurde der Migration hohe Aufmerksamkeit geschenkt, der Schrei der Erde und der Armen wurde gehört. Selbst die Herausforderungen der Informatisierung nahmen breiten Raum ein, und dies auch deshsalb, weil Internet und Soziale Medien ein Ort für Influenzer des Evangeliuns unter jungen Menschen, zugleich aber auch eine Spielwiese für unerleuchteten Kirchenhass sein können.

8. Auf dem Weg der Synodalisierung der Kirche sollen sich künftig, so der Bericht, Diakone und Priester mehr beteiligen. Vielleicht waren viele durch die „Klerikalismuskeule“ abgeschreckt. Der geistliche Begleiter Timothy Radcliff OP forderte daher eine positive Vision für die Priester in einer synodalen Kirche. Die Priester, noch mehr die Bischöfe, könnten durch Synodalität in ihrer Amtsausübung entlastet werden. Sie könnten so auch in ihrer Einsamkeit entlastet werden, weil andere sie unterstützen und tragen.

9.  Hoffnung machen die Passagen über die Ökumene. Es könne nicht nur von anderen Kirchen gelernt werden. Deutlich wird, dass es schon jetzt innerhalb der katholischen Weltkirche eine reiche Vielfalt gebe, die sich durch die Verlagerung von Entscheidungen auf die Ebene der Kontinente oder Ortkirchen noch mehren könnte. Eine solche innerkatholische Ökumene würde der Ökumene der christlichen Kirche einen Anschub verleihen. Eine Synodalisierung des Papstamtes könnte dieses auch für andere Kirchen annehmbar machen.

10. Eine offene Frage bleibt, ob und wie das in vier Wochen gewonnene synodale Kirchengefühl in die ganze Weltkirche diffundieren wird. Der Bericht äußert diese Hoffnung. Er verbindet sie mit dem Anliegen der Inkulturation: dass es im kommenden Jahr gerade in kontinentalen Versammlungen, aber auch in den Ortskirchen neue Impulse zu den offenen Fragen geben werde. Das wäre ein Vorspiel für den wohl bahnbrechenden Erfolg der Synodenversammlung im Jahre 2024, wenn diese Ebenen der Kontinente und der Bischofskonferenzen mit neuen Befugnissen ausgestattet werden könnten. Dann müssten die Kirchen in Afrika nicht mehr der Freistellung des Zölibats in Amazonien zustimmen und osteuropäische Kirchengebiete nicht der Segnung von homosexuellen Paaren. Afrika könnte eine neue Pastoral mit Blick auf die Polygamie entwickeln, was der Bericht ausdrücklich fordert, was historisch ist. Der Reformstau in der katholischen Kirche könnte sich endlich auflösen. Es bleibt also spannend auf dem Synodalen Weg der Weltkirche.

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16 Antworten zu Ein epochaler Sprung nach vorn.

  1. Pingback: Sinodo: un passo epocale - SettimanaNews

  2. Ulrike Brustmann-Sieber schreibt:

    DAS wäre interessant und innovativ gewesen, wenn das bei der Weltsynode rausgekommen wäre: Da ja der Kardinalstitel nicht zwingend an die Priesterweihe gebunden ist (und das somit keine dogmatischen Fragen mitbetreffen würde): die Öffnung des Kardinalskollegiums für einen weiblicher Kardinal bzw. weibliche Kardinäle…Tja, sieht allerdings nicht danach aus ! Schade !

  3. L. Schulz schreibt:

    Ist diese Synode, bzw. das Zwischenergebnis, wirklich ein „epochaler“ Vorwärtssprung lieber Herr Professor?
    Ich denke, dass dem nicht so ist. Sie erwähnen zum Schluss dann noch den „Synodalen Weg der Weltkirche“ – das zeigt doch Ihr Wunschdenken, dass der deutsche Weg übernommen werden sollte – im Übrigen: sind das nicht Großteils sehr „weltliche“ Forderungen?
    Warum wechseln Sie nicht gleich zur evangelischen Kirche? Da wäre ja schon das Meiste erfüllt…

    Muss sich die katholische Kirche ändern, oder müssen wir uns nicht selber ändern???
    Sie meinen ja, dass sich die Kirche zu sehr mit sich selbst beschäftigt. Ich gebe Ihnen Recht, aber wie kann sie anders, wenn sie doch immer wieder mit solchen Themen von den „Schriftgelehrten unserer Tage“ konfrontiert wird…
    In Zeiten des massivsten Glaubensabfalles, den wir je erlebt haben – wo bleibt das standhafte Aufzeigen der wahren Glaubensthemen:
    .) das Recht auf Leben – ob nun am Anfang, oder am Ende der Erdenpilgerschaft.
    .) oder – mein besonderes Anliegen – für uns alle wichtig, gerade jetzt aktuell kurz vor Allerheiligen/Allerseelen: wie stehts um „die letzten Dinge“…?

    Und da es meiner Meinung nach keine „Zufälle“ gibt…
    Ich stieß heute beim Aufräumen auf einen Predigtauszug vom heuer verstorbenen Pater Benno Mikocki OFM – er war bis zuletzt der geistliche Leiter des Rosenkranzsühnekreuzzuges, und schrieb in den letzten Jahren oft einen Begleittext zu den Lesungen der Sonntage. Bei diesem eben aufgefundenen Auszug kam ich auf folgende Bibelstelle Ihres Namenspatrons, lieber Professor, auch dieser war ein damals geachteter Schriftgelehrter – durfte jedoch durch Christi Eingreifen erfahren, dass er sich auf Abwegen befand…:

    2 Tim 3,14-4,2
    Mein Sohn!
    Bleibe bei dem, was du gelernt
    und wovon du dich überzeugt hast.
    Du weißt, vom wem du es gelernt hast;
    denn du kennst von Kindheit an
    die heiligen Schriften, die dir Weisheit verleihen können,
    damit du durch den Glauben an Christus Jesus gerettet wirst
    (…)
    Ich beschwöre dich bei Gott und bei Christus Jesus,
    dem kommenden Richter der Lebenden und der Toten,
    bei seinem Erscheinen und bei seinem Reich:
    Verkünde das Wort, tritt dafür ein,
    ob man es hören will oder nicht;
    weise zurecht, tadle, ermahne, in unermüdlicher und geduldiger Belehrung.

    Pater Benno schrieb hierzu im Begleittext „… die wahre Lehre auch mit dem Blick auf die Irrlehrer „gelegen oder ungelegen“ in der Gemeinde zu verkünden. Was ist heute eine gefährliche Tendenz in der Kirche? Der italienische Denker Giorgio Agamben formuliert es so: Die letzten Dinge scheinen so sehr aus dem kirchlichen Diskurs verschwunden zu sein, dass nicht ohne Ironie behauptet werden könnte, die römische Kirche habe ihr eschatologisches Büro geschlossen. (….)“
    Besonders gefallen hat mir auch der Schlusssatz seiner Aussendung:
    „Der Christ der Zukunft wird ein Mystiker sein, einer der mit Gott etwas erfahren hat, oder er wird nicht mehr sein“ (Karl Rahner).

    Es gibt viele Mystiker, die uns auf dieses von der heutigen Theologie (und leider auch von vielen Priestern) schon fast „vertuschte“ Thema der „letzten Dinge“ aufmerksam mach(t)en, z.B. die Erscheinungen in Fatima, wo die Seherkinder die Hölle schauen mussten (und diese war nicht leer…).
    Aber auch das Fegefeuer wird nicht mehr mit dem nötigen Ernst betrachtet. Wie viele sterben heute ohne die Sterbesakramente? Diese wären sicherlich eine „Erste Hilfe“, denn wer kann schon behaupten, er sei fehlerlos und würde direkt „in den Himmel“ gelangen?
    Wieviel wird noch für die „Armen Seelen“ gebetet und aufgeopfert???
    Durch das Verharmlosen der letzten Dinge gehen viele unvorbereitet in den Tod (bzw. gefällt mir der Ausspruch der Hl. Therese von Lisieux besser: „… ich gehe ins Leben ein“).

    Es gibt auch einige Nahtoderfahrungen zum Thema Fegefeuer, besonders möchte ich das Zeugnis der kolumbianischen Zahnärztin Dr. Gloria Polo erwähnen, die nach einem Blitzschlag ins Koma fiel: http://www.zeugnis.gpo.cc/

    Liebe Heilige Therese,
    Du hast gesagt, dass Du es für uns Rosen regnen lassen wirst.
    Bitte Du an unserer statt, für viele Gnaden und Bekehrungen, sowie für die Armen Seelen, besonders jene, die unserer Hilfe am meisten bedürfen.
    O Mein Jesus, verzeih’ uns unsere Sünden, bewahre uns vor dem Feuer der Hölle und führe alle Seelen in den Himmel, besonders jene, die DEINER Barmherzigkeit am meisten bedürfen.
    O Herr, gib allen Verstorbenen die ewige Ruhe, und das ewige Licht leuchte ihnen – lass sie ruhen in Frieden. Amen.

    • zulehner schreibt:

      Danke dass Sie damit aus meinen beiden letzten Büchern „Leidenschaft für die Welt… wider die Gottvergessenheit“ und „Damit der Himmel auf die Erde kommt. In Spuren wenigstens“ zitiert haben. Für Ihre Anliegen lesenswert. Paul M.Zulehner

  4. augustavo schreibt:

    Epochal???

  5. augustavo schreibt:

    Wenn Menschen einander zuhören…
    Wenn Getaufte um einen Tisch versammelt sind…
    Wenn man sich mit Andersgläubigen unterhält…
    … dann ist das „epochal“???
    Wohl nur in der „AmtsKirche“.

    • zulehner schreibt:

      Es gibt keine „Amtskirche“, sondern nur ein Amt in der Kirche des Volkes Gottes. Schon interessanter sind die unterschiedlichen Kirchengestalten in Afrika, in der syromalabarischen katholischen Kirche in Indien, in der griechisch-katholischen in der Ukaine. Danke fürs Mitdenken pace e bene pmz

      • augustavo schreibt:

        Finden Sie nicht peinlich, was Sie im Pkt 2 schreiben: „Bischöfe kamen wie Eis an den Tisch…“?
        Ein hoher Kardinal sagt, dass es so in der Kirche zugeht (- ohne den eiskalten Bischof zu exkommunizieren)! Die Laien schaffen angeblich, dass das Eis schmilzt…
        Das sind Hirten, die sich um ihre Herde liebevoll sorgen und Jesu Bergpredigt vermitteln?
        Oder dachten Sie an die „Eiszeit in Eisenstadt“?
        PS: diese Antwort veröffentlichen Sie bitte nicht – es ist alles ja viel zu peinlich.

  6. Ulrike Brustmann-Sieber schreibt:

    Änderungen sind sicher notwendig. Die Frage ist nur welche Änderungen genau ? Und was an Bewährtem sollte besser bleiben ?….Was mir auch zu denken gibt: z.B. Kardinal Newman ( 1801 – 1890 ) hat einen sehr erstaunlichen Weg hinter sich gelegt und dafür – (indem er seinem Gewissen gefolgt ist) – auch einiges in Kauf genommen, an Gegenwind udgl….. Welchen Sinn hätten da beispielsweise Änderungen, in die genau entgegengesetzte Richtung, die jener John Henry Newman so beeindruckend vorgelebt hat ? Hieße das nicht etwa : Das Kind mit dem Bade ausschütten ?…Und was dann ?…

  7. brandhildegard schreibt:

    „Epochaler Sprung“ – wäre vielleicht auch von dem hochgeschätzten Kardinal Martini ( ( +2012 ) so gesehen worden, wenn dieser „Sprung“ denn nach seinem Absprung mit einer schönen Landung auf den Böden der globalen Welten zur „Vollendung“ gebracht würde oder besser – immer wieder zu neuen kleinen oder größeren Sprüngen in Kontinenten mit ihren jeweiligen Ländern und der „Weltkirche“ ermutigen würde – in einer Art „permanenter Revolution“ gegen jegliche Stagnation.

    Kardinal Martini vor seinem Tod in einem Interview:
    “ Die Kirche ist 200 Jahre stehen geblieben. Warum bewegt sie sich nicht? Haben wir Angst statt Mut? Wo doch der Glaube das Fundament der Kirche ist . (…) Nur Liebe überwindet die Müdigkeit.“ So auch immer wieder Papst Franziskus. Martini hatte vieles für möglich gehalten: eine andere Sexualmoral, auch mit seiner Kritik an „Humanae Vitae“ ,Enzyklika Pauls VI. zum Verbot künstlicher Empfängnisverhütung , die er als schädlich für die kath. Kirche bewertete ( war aus meiner Sicht auch völlig überflüssig ) , Möglichkeit einer homosexuellen Partnerschaft mit einvernehmlichem Vertrag, einen anderen Umgang mit wiederverheiraten Geschiedenen usw., er war wohl auch gegen so manche „Rigorositäten von Johanes Paul II. , hat sich wohl auch mit Nicht-Gläubigkeit“ auseinandergesetzt
    dachte daran, dass die Kirche alle 20/ 30 Jahre Konzilen abhalten sollte, auch im Rückblick sogar auf das Konstanter Konzil ( 15. Jht.) auf dem wohl in einem Edikt von regelmäßigen Konzilien die Rede war.
    ( natürlich damals in einem anderen historischen Kontext – auch was die globalisierte Welt heute betrifft.) Insgesamt kann das ja so etwas wie eine „permanente Revolution“ oder immer wieder ein „Gang durch die Institution“ gegen Stagnation bedeuten.

    Wieder zur „Jetztzeit“ zurück-
    Die Bilder ( Fotos) mit den „runden Synodal-Tischen“ wirken wie Gruppenarbeit in einer Schule; die mussten junge Kolleginnen und Kollegen in den frühen 70er Jahren auch noch gegen verknöcherte Methoden älterer und alter Lehrender konfliktreich und schmerzhaft durchsetzen. Da gab es dann auch brave, freche, vollleibige, dünne, fleißige, faule und die mit „autoritärem Charakter,“ an den Tischen, d.h. fixiert auf einen über Jahrhunderte erprobten Autoritarismus, nach dem Lernende zu schweigen hatten, statt -wie heute verlangt- in Poly-logen, Dialogen in selbstständiger Gedankenarbeit und Gedanken-Austausch zu Erkenntnisinhalten zu kommen.

  8. brandhildegard schreibt:

    Fortsetzung meines Kommentars:
    Und jetzt noch zur Symbolwirkung“ von „Bildern“ medial; schön, dass ca. ein bis zwei Frauen als Laiinnen a u c h an den Tischen sitzen durften… ich musste aber immer nach ihnen suchen zwischen den Männern, vor allem den klerikalen, .. . sehr symbolträchtig : immer noch Frauen und Laien, Laiinnen in der Minderheit…

    Dazu passend dann die symbolträchtige Choreographie für den Abschlussgottesdienst – sehr graphisch- modern, ästhetisch angeordnet, wie auf einem Reißbrett entworfen – die Herren Bischöfe und Kardinäle mit weißer Mitra und in so schönen, frühlingsgrünen Gewändern in einem quadratischen Block….Grün ist ja wohl nicht die Farbe eines Eisblocks , ( zumindest dem Schein nach). Hab mir dann vorgestellt, wenn Frauen in pinkfarbenen Bekleidungen und mit diversen Alltagsfrisuren paritätisch hätten dazwischen sitzen – in diesem geschichtsträchtigen Peters- Dom…und als Mit-zelebrierende am Altar hätten stehen dürfen…
    und – an den runden Tischen die hochkarätigen Theologinnen als „Expertinnen“ wertvolles „Material“ zur Debatte hätten beisteuern dürfen…

    Und noch etwas zum „Glauben“ selbst: „eine Taufe, ein Glaube…“
    Da scheiden sich ja immer wieder die „Geister“ , vor allem, wenn so manche , noch nicht ganz hell „Be-geist-erte“ immer wieder versuchen, etwas als Kern des Glaubens zu deklarieren, was nicht d e r Kern ist, sondern eher schöne oder nicht schmackhafte Beilagen, nicht autorisiert durch den Mann namens Jesus, wenn wir auch noch nach
    dessen „ipsissima vox“ suchen …
    Es muss wohl auch bei Streitereien in frühen christlichen Jahrhunderten, post mortem Jesu nicht ganz ohne Gewalt abgelaufen sein…

    Und – was wäre erst, wenn ich ( auch wenn als Außenstehende, aber als Säuglingsgetaufte) strikt gegen Säuglings-und Kindertaufe wäre, weil ich diese als unzulässige „Fremdbestimmung“ ( jetzt post faktum so empfunden) , Nötigung und gegen das Recht auf individuelle Selbstbestimmung schmerzhaft empfinden würde. Ich glaube – ich würde nach altem Muster exkommuniziert. Aber andererseits würde ich damit die Kirche vom Kopf auf erwachsene Füße stellen – wenn ich mich denn als Erwachsene zu einer Erwachsenen-Taufe entscheiden und das
    auch noch als Synodale in aller Form zur Debatte an den runden Tisch bringen würde. Und -zugleich – würde ich der „Franziskuszusage“ und vor allem wahrscheinlich der „Jesus-Zusage“ entsprechen: ALLE ,
    auch die „Außen-Vorstehenden“ , gehören dazu. ….
    Ich mach mich jetzt mal auf die Suche , wo in den Evangelien von der rituellen „Kindertaufe“ bei den Handlungen Jesu die Rede ist…
    Ob das Menschen, die in der „Institution“ Kirche eingeschrieben sind, mitdenken könnten…?

    • Ulrike Brustmann-Sieber schreibt:

      zur Kindertaufe: Es steht im Neuen Testament weder etwas darüber ob Kinder nicht getauft wurden, noch ob Kinder getauft wurden. ABER es steht drin, dass ganze Häuser getauft wurden. (Apostelgeschichte und 1 Korinther). Der antike Leser wusste wer aller zum ganzen Haus gehörte…… Und spätestens seit dem 2. Jhdt dürfte es die Praxis der Säuglings-und Kindertaufe gegeben haben (also sehr früh in der Kirchengeschichte) und aus dem 3 Jhdt gibt es sogar eine Darstellung einer Kindertaufe (in der Calixtus-Katakombe)………

      • brandhildegard schreibt:

        Danke , Frau Brustmann- Sieber, dass Sie mit gesucht haben. Mir ist immer ganz wichtig, was in den Evangelien steht, obwohl die Synoptiker bei größeren Übereinstimmungen sich auch in manchen Details unterscheiden. Aber in der Tat, in den Evangelien findet sich nichts Konkretes oder Eindeutiges.
        Insgesamt fällt auf, dass zu Stellen in anderen Schriften des NT ´s fast zu all diesen Stellen kontroverse Deutungs

  9. brandhildegard schreibt:

    Fortsetzung meines Kommentars zu Frau Brustmann- Sieber…
    ( sorry, bin aus dem System rausgefallen) … kontroverse Deutungsmöglichkeiten nach dem Schema „Pro und Contra“ : ein und dieselbe Textstelle könnte die Deutung zulassen, dass Kindertaufe stattfand. Genau so kann sie ein „Beleg“ dafür sein, dass sie nicht stattfand, so auch in Bezug auf die „Taufe“ des ganzen Hauses, wobei Säuglinge und Kinder nicht expressis verbi genannt werden

    Im historischen Kontext des 2. Jhdts. n.Chr. wäre interessant herauszufinden, warum den Christglaubenden die Kindertaufe dann wichtig gewesen sein könnte. Wenn Paulus von „Getauften“ spricht, vermute ich, dass er eher die um den richtigen Glauben Ringenden in den verschiedenen Gemeinden meint….

    Schön finde ich in einem Evangelium die Erzählung, dass Jesus Kindern die Hand auflegt im Zusammenhang mit der Aussage: „Lasset die Kinder zu mir kommen.“. Damit vielleicht verbunden eine Art „Segnung“ und Zusage, dass gerade ihnen das Heil im „Reich Gottes“ zugesprochen wird.
    Segnung von Säuglingen und Kindern in diesem Sinn kann ja etwas Gutes sein…. Und später wurde ja darüber „gestritten“, ob die Taufe Voraussetzung für das Heil eines Glaubenden sei oder nicht vielmehr nur der Glaube.
    Alles zusammen wird vielleicht deutlich, wie kompliziert die historisch-kritische Methode werden kann. Das sollte vielleicht zu größerer Bescheidenheit anregen, wenn es um eindeutige Aussagen / Behauptungen in Bezug auf das, was als „die Wahrheit“ gelten soll.
    Exegese sollte auch auf dem „Synodalen Weg“ in brenzligen Glaubensfragen eine Rolle spielen…

    • brandhildegard schreibt:

      sorry für meine z.T. fehlerhafte Grammatik. Das digitale System hatte mich ein wenig durcheinander gebracht. Hoffe, Sie konnten das meiste trotzdem verstehen, wenn Sie es gelesen haben. Dafür danke!

  10. brandhildegard schreibt:

    … noch eine kleine Ergänzung :
    meine Hörerin- Empfehlung des sehr guten Hörvortrags von Paul M. Zulehner, für die Kommentierenden :

    „Zum Weg der Kirche in der Welt von heute“ –
    So gut und bereichernd ( wie oft) sogar für mich als Zuschauende/ Zuhörende am Gäste -Zaun…

    Wenn Sie , geschätzter Paul-M. Zulehner, mir diese Empfehlung gestatten…?

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