60 Jahre Konzilseröffnung

Eröffnung des II. Vaticanums

Erinnerungen des 1939 geborenen Buchautors und Kulturjournalisten Hubert Gaisbauer an den 11. Oktober 1962, den Eröffnungstag des Zweiten Vatikanischen Konzils (aus „Lebenskunst“, Ö1, 9.10.2022)

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6 Antworten zu 60 Jahre Konzilseröffnung

  1. Brand, Hildegard schreibt:

    … da wird mir ganz wehmütig beim Rückblick auf Damals, kurz vor meinem 13. Lebensjahr. ( dem Beginn meiner – vielleicht pubertär bedingten – Frömmigkeit, Tiefsinnigkeit, Melacholie, die aber, oberflächlich gesehen, nichts mit dem Konzil zu tun hatte – oder vielleicht doch, weil alles sichtbarer wurde? ) .

    Und schon bald wandte sich die „edle“ Gestalt des / der Priester „hinter“ dem bald neu aufgestellten Altar näher und gesicht-barer dem „Volk“ zu; mit all dem, was er tat und in unserer Muttersprache sprach . Er durfte seine „Rolle“ als Mensch spielen, statt die eines Statisten, der – uns mit dem Rücken und weiter weg zugewandt- irgendwas Geheimnisvolles am Altar herumwurschtelte und murmelte…
    Die äußerlichen Neuerungen wurden rasch zur Selbstverstänliichkeit.

    Manches aber blieb damals noch, z.B. die „Heilige“ Beichte in so manchem antiken Beichtstuhl. Immer noch konnten wir nur ahnen, dass der bekannte Vikar, Pfarrer sich mit der vertrauten Stimme aus der Hl. Messe hinter dem „Gitter“ befand
    und K i n d e r von Sünden rituell los-sprach, die sie sich aus dem eher für Erwachsene gedachtem „Beichtspiegel“ aussuchten, aber als Kinder gar nicht getan haben konnten. Oder sie erfuhren, dass ihre Alltags-Spontanität stets sündhaft belastet war ( irgendetwas m u s s t e ja gebeichtet und rituell im Sündenbekenntnis mit Reue- und Demutsbekundung auswendig daher geplappert werden). Die meisten blieben bei „ihren“ Standardsünden, die sie , wie gesagt, gar nicht begangen hatten…
    Blieben wir bei all dem schadlos?

    Ein großes Lob auf den jugendlichen ( „angeborenen“ ) Freiheitdrang, mit dem wir uns nach ein paar Jahren befreien und mit erwachtem Bewusstsein nachforschen konnten, was es historisch usw. alles so mit dem Christentum auf sich hat.

    Von Missbrauch war aber zu der Zeit öffentlich nicht die Rede, allenfalls gab es im Verwandtschaftsgeschwätz vage Anspielungen.
    Im Nachhinein – welche Abgründe zeigen sich heute – 60 Jahre nach dem 2.. Vatikanum… !
    War vielleicht meine Mitschülerin, mein Mitschüler aus der Nachbargemeinde damals untern den Opfern?

    -Parallel tobte der gausame Vietnamkrieg. Auch im Gemeindeblatt erschienen dessen Schreckensbilder, die mein Bewusstsein geprägt, mich vielleicht so langsam politisiert haben.Inzwischen wurden die in allen Erdteilen „eingeerichteten “ Diktaturen auf allen Kontinenten etabliert. Gott sei Dank gab es Protest – und Solidaritätsbekundungen, überwiegend von „Linken“ . aber auch auch von wachen Christinnen und Christen, z.B. gegen die Diktaturen in ganz Süd- und Mittelamerika.

    Über die Geschichte der nachfolgenden Päpste wurden ja auch schon Bücher geschrieben. Und es bleibt immer noch die Frage mit offenen Wunden:

    Warum nur wurden das Vielversprechende des 2. Vatikanum entweder nicht weiter geführt oder die brach gebliebenen Felder mit Absicht nicht weiter beackert.
    So manch Wichtiges wurde nach rückwärts herumgewendet. Manche sprachen sogar von „Scherbenhaufen“ .
    Der Schaden durch dieses Versäumnis steht bekanntliich heute noch den bekannten Reformbemühungen im Weg.
    Und – innerkirchlich und theologisch hat auch Papst Franziskus, vielleicht auch bedingt durch seine eigene Prägung durch Tradition, Biografie und Hierarchien, entscheidende Dinge eben immer wieder als unveränderbar von Vorgängern übernommen und „neu“ etabliert. ( z.B. „Nie und nimmer“ – Öffnung für ein Priesterinamt) Das stößt bei aller starken Wertschätzung für seine Verdienstee immer noch bitter auf.

  2. Brand, Hildegard schreibt:

    … in „katholisch.de“ erscheinen heute am 11.10. interessante Beiträge, darunter auch zur Rolle der Frauen damals und heute von der Kirchenhistorikerin Gisela Muschiol.

  3. Ulrike Brustmann-Sieber schreibt:

    …neulich habe ich mir zum Thema 2. Vatikanisches Konzil, einen Vortag von Prof Hünermann online angesehen …und freue mich auf weitere Veranstaltung die zu diesem Konzil gerade angeboten werden……

  4. Brand, Hildegard schreibt:

    ,.. guter Hinweis!

  5. Brand, Hildegard schreibt:

    .. und jetzt noch, weil es genau in diese Zeit des 2. Vaikanums passt,

    – was „weltlich“ neben „Kirchlichem“ noch alles geschah:
    die sogenannte „Kubakrise“ 14.10. 1962:

    Dazu empfehle ich, die Radio-„Pflicht“-Hörsendung in der Mediathek aufzurufen
    ( passst auch zu den vorangegangenen Beiträgen in diesem BLOG)

    SWR 2 Wissen vom 14.10 2022, 8.30 Uhr:
    Die Kubakrise 1962- Als der kalte Krieg fast zum Atomkrieg wurde.
    von Andrea Rehmsmeier.

    enthält Vieles , was damals und vielleicht bis heute in diesen Zusammenhängen nicht für die Öffenlichkeit informiert und kommuniziert wurde,
    mit Blick auf „Ungleichgewichte“ oder auch „Gleichgewichte“ des Schreckens, auf den Kampf um die Weltvormachtsstellung zwischen den damaligen Großmächten mitsamt ihrem Rüstungspotenzial und imperialen Interessen an der Aufteilung der Welt; auch mit der Frage:
    wer war damals verantwortlich, wer hat wen provoziert, wer lenkte warum letztlich ein? sodass schon damals ( vor der 2. großen Gefahr eines Overkills durch Einsatz von Atomwaffen ca. 1982 ) ein „Overkill“ verhindert wurde.
    Es wird auch ein aktueller Bezug zur heutigen Situation mit dem Krieg gegen die Ukraine gezogen bis hin zu dem Atomwaffenverbotsvertrag, der immer noch nicht von den „Großmächten“ unterschrieben wurde.

    Und jetzt interessiert mich auch:
    Gab es damals dazu auch vom Vatikan, vom Papst Johannes XXIII. irgenwelche Stellungnahmmen oder Vermittlungsversuche?
    Darüber hatte ich noch nie nachgedacht…

  6. Brand, Hildegard schreibt:

    … jetzt : Antwort zur Frage nach Vermittlungsversuchen in der „Kubakrise“ 1962 durch Johannes XXIII.

    Ja, die gab es : Er richtete einen Friedensappell an die beiden höchsten Vertreter der USA und der damaligen Sowjetunion: J.F. Kennedy und N. Chruschtow am 24.10. 1962. ( also 13 Tage nach Eröffnung des Konzils)

    nachzulesen z.B. in – domradio.de ( 22.10. 2012 ) :
    „Wie der Papst die Kubakrise beeinflusste. Friedensstifter zwischen Ost und West“

    ( neben den parallel laufenden strategisch kalkulierten „Kompromissspielchen“ der beiden Großmächte bewirkte wohl auch der päpstliche Friedensappell am 28.10 1962 eine positive Wende in diesem Drama mit dem gruseligen Szenario eines Atomkrieges)…

    eine hochinteressante Ergänzung zu der Radiosendung, die ich in meinem vorangestellten Kommentar zu dem Thema empfohlen hatte …

    So weit zum Thema: Welt und Kirche / Konzils-Kirche in der Welt..

    Es ist ein kleiner Ausflug ein wenig „abseits“ von Konzilstexten damals und heute
    von denen eines Synodalen Weges…

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