Offene Fragen zu Heizers Exkommunikation – es braucht eine Priestersynode

Das Ehepaar Heizer betrachtet die Exkommunikation offenbar als einen – wenngleich wohl hilflosen – Versuch, eine Diskussion zu brennenden Fragen der katholischen Kirche voranzutreiben. Das sind einige davon:

Frage 1: Wenn das Herzstück der Feier der Eucharistie (in der katholischen Kirche und noch mehr in der Orthodoxie) die „Epiklese“ ist, also die Herabrufung des Heiligen Geistes auf die Gaben und die Versammelten, dann ist die Frage, wie die versammelte Gemeinde und der priesterliche Vorsteher der Gemeinde dabei zusammenwirken?

Frage 2: Die Laien wurden durch das Konzil aufgewertet. Alle Strukturprogramme für die Ordnung der pastoralen Räume „werten“ sie auf: allein deshalb, weil ohne Laien viele Gemeinden nicht überlebensfähig wären. Diese „Aufwertung“ hat auf dem Konzil die Liturgie erreicht: Beteiligung ist das oberste Prinzip. Aber wie weit geht diese?

Frage 3: Papst Johannes Paul II., der Heilige, hat 2003 ein Dokument ediert mit dem Titel: Ecclesia de Eucharistia – die Kirche entspringt der Eucharistie. Auch das Konzil betont mehrmals: Die Eucharistie/die Liturgie ist Quelle und Höhepunkt nicht nur des kirchlichen, sondern dem zugrundeliegend allen christlichen Lebens. Die Kirche hat also eine Bringschuld, dass die kirchlichen Gemeinden und Gemeinschaften (Orden, gläubige Subgemeinden) Eucharistie feiern können. Derzeit ist die Kirchenleitung vielerorts nicht in der Lage, diesen gläubigen Gemeinden einen Ordinierten zuzuweisen. Die Diskussion um die Zugangswege zum ordinierten Amt ist damit freilich eröffnet. Tertullian geht davon aus, dass dies die Eucharistiefähigkeit der Gemeinden nicht behindert. Sie nehmen eine/n aus ihrer Mitte und feiern. Es gibt priesterliches Handeln ohne Ordination?

Frage 4: Dass ein Ordinierter vorsteht, wird auch damit begründet, dass damit die Einheit mit der ganzen Kirche handfest sichtbar gemacht wird. Aber ist das die einzige Form der Kirchlichkeit? Ist nicht auch eine Gemeinschaft von Getauften, die sich im Namen Jesu versammeln, genauso kirchlich? Jesus meinte „wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind…“. Daher hat auch Tertullian keine Probleme, dass eine Gemeinschaft von Glaubenden, die taufen oder darbringen wollen, einen aus ihrer kirchlichen Mitte wählen. Wenn es ein Problem gibt, dann dass die Kirchenleitung niemanden zuordnet. Es ist wie heute.

Frage 5: Das Konzil hat das Bild der Kirche vertieft. In diesem Zusammenhang wurde das Bild der „Laien“ vertieft. Nicht vertieft wurde das Bild der Priester. Auch nicht auf der Bischofssynode 1971. Kollidiert also nicht ein erneuertes Bild von Kirche und Laien mit einem antiquiert-archaischen Priesterbild? Papst Franziskus spürt das, wenn er gegen den Klerikalismus wettert und den Karriere- und Machtsüchtigen empfiehlt, statt die Karriereleiter hochsteigen zu wollen „doch lieber auf die Berge zu steigen“.

Priestersynode

Nach verlässlichen Informationen wünschen immer mehr Bischöfe und Kirchenmitglieder (vor allem aus Gemeinden, für die die Kirchenleitung keinen Priester hat) eine Priestersynode. Diese wird mit Sicherheit kommen. Der Papst hat auch schon angeregt, dazu Vorschläge zu unterbreiten.

Eine Möglichkeit wäre, so der emeritierte und pastorale erfahrene Bischof Fritz Lobinger aus Aliwal-Noord in Südafrika, dass gläubige Gemeinden (wie in Tertullians Zeiten) zwei bis drei „gemeindeerfahrene Personen“ („personae probatae“) wählen, ausbilden lassen und der Bischof weiht sie in ein „Team of Elders“ (so Lobinger: biblisch also ein Presbyterteam – das meint nicht nur Alte, sondern „Gestandene“, man kann sie auch anders nennen). Es wäre eine futuristische, aber dogmatisch problemfreie Option, die Heizers zu ordinieren statt zu exkommunizieren. Ausgebildet sind sie ja schon bestens.

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8 Antworten zu Offene Fragen zu Heizers Exkommunikation – es braucht eine Priestersynode

  1. Kurt schreibt:

    Wenn die: „Herabrufung des Heiligen Geistes auf die Gaben und die Versammelten das Herzstück der Eucharistie ist“ und die „Kirche entspringt der Eucharistie“ dann entspringt die Kirche einem präaufgeklärten Hokuspokus und ist deshalb obsolet.

    • Thomas schreibt:

      oder/und: Eine Kirche deren Sprache nicht mehr von allen verstanden wird, intellektuell und gefühlsmässig, „mit dem Bauch (;-)“, eine solche Kirche, die hat, denke ich, HEUTE schon verloren – leider!
      Ich meine, dies zeigt sich bereits wieder an den Handlungen, die jetzt wieder beginnen hart zu werden …
      Eine harte Kirche verliert und ist hat schon – verloren! Wenn ich/wir ehrlich zueinander sein wollen und können, dann waren die erste hoffnungsvolle Zeit mit Franziskus so, dass wirklich Hoffnung aufkam. Allerdings blieb bei mir und sicher auch bei anderen immer wieder die Frage, was denn geschehen werden, wenn dann einmal die harten Brocken an der Reihe sein werden …
      Einer dieser „Brocken“ ist geworfen worden – und wie! Also müssen wir doch eher auch andere abschreiben, eventuell, weil es schlicht noch zu früh ist zu einer neuerlichen, EHRLICHEN Reformation …
      Schade! Ich warte halt weiter – immer mit weniger Achtung vor der Kraft, die in den anstehenden Neuerungen stecken würden –

  2. Klaus heidegger schreibt:

    Dr. Klaus Heidegger, Bachgasse 10, 6067 Absam
    klaus.heidegger@aon.at
    23. Mai 2014

    Exkommunikation als kirchenpolitisches No-go und historisch-theologisches Unwort
    Mit Blick auf die Geschichte der Kirche gibt es kaum einen Begriff, der mehr mit negativen Assoziationen verknüpft ist als der Begriff „Exkommunikation“. Da wird – meist von höchster Stelle und kirchenamtlich – verordnet, jemand als vollwertiges Mitglied der Kirche auszuschließen. Exkommunikation ist die höchste Kirchenstrafe. Noch vor Jahrhunderten war diese manchmal mit einem Todesurteil verknüpft. Einer der bekanntesten Bürger meines Heimatortes wurde aufgrund der Exkommunikation im 17. Jahrhundert inhaftiert, nur weil er gerne in der Bibel las und aufgrund seiner kritischen Äußerungen als lutherisch bezeichnet worden war. 100 Jahre davor verbrannte Jakob Huter und mit ihm viele andere auf den Scheiterhaufen. Ausschluss aus der Gemeinschaft. Ausstoßen. Wegschicken. Hinauskatapultieren. Kirchenbann. Summa summarum, historische Rückblicke würden zur äußersten Vorsicht mit Exkommunikation mahnen. Natürlich kann nun kirchenjuristisch spitzfindig argumentiert werden, es sei ja keine Exkommunikation, sondern eine „Selbst-Exkommunikation“. Dies klingt jedoch nach juristischer Haarspalterei. Martha und Gert Heizer wollen nicht vom vollen Leben in der Kirche ausgeschlossen werden. Sie werden ausgeschlossen. Leideform. Haarspalterei ist es schließlich auch zu argumentieren, man würde ja nicht aus der Kirche ausgeschlossen, sondern nur vom Empfang der Sakramente. Zum Wesen der Kirche zählt die sakramentale Teilnahme. Der Begriff zeigt an, was faktisch gemeint ist: Ausschluss von der Communio.
    Auch wenn man die Vorgangsweise von Martha und Gert Heizer und ihrer Gruppe nicht goutiert, weil man beispielsweise die Eucharistiefeier nach katholischem Ritus nicht aus dem Rahmen der Kirche und damit von der priesterlich-amtlichen Vollmacht lösen will, oder weil man die Gegenwart Jesu Christi in vielfältigen eucharistischen Formen sieht, die nicht auf Messfeier nach fixem Ritus reduziert werden können, rechtfertigt dies jedoch schon eine Exkommunikation? Meine Kirche könnte sich – gerade aufgrund der pastoralen Situation leerer werdender Kirchen und priesterloser Gemeinden – über vielfältige Formen eucharistischen Lebens freuen, die auch außerhalb des traditionellen Rahmens praktiziert werden. Schon gar nicht passt Exkommunikation zu einer Kirche, die sich auf einen Mann beruft, dessen Markenzeichen es war, gerade jene in vielfältige Mahlgemeinschaften aufzunehmen, die draußen standen. Jesus hat nicht aussortiert, sondern eingeschlossen, nicht exkommuniziert, sondern eingeschlossen.
    Mit Blick auf Martha und Gert Heizer ist die Situation der Exkommunikation noch einmal enttäuschender. Beide haben über Jahrzehnte auf den verschiedensten Ebenen der Kirche gearbeitet. Gert Heizer als Religionslehrer, als Mitarbeiter bei der Kath. Männerbewegung und ihrer entwicklungspolitischen Organisation „sei so frei“. In Absam kennen wir Gert als jemand, der im Kirchenchor singt oder immer auch als Anklöpfler unterwegs war. Niemand, der ihn kennt, käme wohl auf die Idee, ihm einen tiefen Glauben und die Kirchlichkeit abzusprechen. Wer wiederum Martha Heizer und ihre Kirchlichkeit infrage stellt, kommt auch zu den Inhalten des Kirchenvolksbegehrens bzw. der Plattform „Wir sind Kirche“. Hier werden Reformen gefordert, die für die Kirche so wichtig wären und von Hunderttausenden unterstützt werden. Nun besteht die Gefahr, dass diese so wichtige Reformbewegung ebenfalls quasi „mit-exkommuniziert“ werden könnte. Bischof Manfred Scheuer ist zuzustimmen, wenn er mit den Worten zitiert wird, die Exkommunikation sei eine „Niederlage der Kirche“. Warum aber wird sie dann ausgesprochen? Sie passt einfach nicht zu einer Kirche Jesu Christi, noch zu einer jubilierenden Ortskirche, die landauf, landab von „Aufbruch“ spricht, noch zu einem Bischof, dessen Amtsführung von Weitherzigkeit und Toleranz geprägt ist, und auch nicht zu einem Papst Franziskus. Ich denke an seine Worte, die Kirche dürfe sich nicht scheuen, auch neue Wege zu gehen, solle sich lieber schmutzig machen, statt in panischer Angst jahrhundertealte Strukturen und Rituale zu verteidigen. Papst Franziskus scheint es tatsächlich zunächst darum zu gehen, Kirche erlebbar zu machen, auch wenn da manches auf den ersten Blick nicht mehr einem erstarrten kirchenrechtlichen Usus entsprechen mag.

  3. Rudolf Pacik schreibt:

    Martha Heizer ist überhaupt nicht ausgebildet. Sie hat nur Pädagogik studiert.

    • zulehner schreibt:

      Geschätzter Herr Pacik,
      was wollen Sie damit sagen?
      Mit freundlichem Gruß
      Paul M. Zulehner

      • Rudolf Pacik schreibt:

        Geehrter Herr Kollege Zulehner,
        Sie regen ja selbst an, die Heizers zu ordinieren, da sie bestens ausgebildet seien.

  4. Thomas Müller schreibt:

    Ich nehme an, dass Frau Heizer, was ich über sie gelesen habe, bestens geeignet ist, sich eine eigene Meinung zu bilden!

    Ich erlaube mir hier auch eine eigene Meinung zu haben, schon alleine darum, weil mich seit meinen ersten kritischen Gedanken, als getaufter Katholik …, mit ca 10 Jahren, das Interesse an „meiner“ Religion immer begleitete – leider mit sehr vielen Enttäuschungen.

    Ich selbst würde wohl auch exkommuniziert – weil ich eine eigene Meinung zu meiner Religion habe, so wie diese heute von Rom immer noch verstanden wird!

    Frage: Wie viele „getaufte“ röm.-kath. Katholiken, Menschen müssten da auch über die Klingen von ROM springen …?

    Wohl viele, so dass die „Selbst-Gerechten“ in Rom bald in einem grossen Reisecar Platz fänden!

  5. Dr. Klaus Heidegger schreibt:

    Dr. Klaus Heidegger, Absam
    Christi Himmelfahrt 2014 –
    Betreffend: Exkommunikation und die Frage nach dem Allerheiligsten

    Erstens die Frage nach der Verhältnismäßigkeit:
    Eine winzigkleine Gruppe in einer Gemeinschaft von 1,3 Milliarden Menschen bricht im Gedenken an das Leiden und Sterben Jesu Christi miteinander und ohne die Anwesenheit eines ordinierten Priesters das Brot und teilt den Wein und spürt dabei die Gegenwart des Auferstandenen. Dies wird als ein derart gravierender Verstoß gegen die Lehre und das Gesetz der Kirche verstanden, dass zwei von ihnen mit der höchsten Kirchenstrafe belegt werden sollen. Ein altes Prinzip der katholischen Moraltheologie spricht von der Verhältnismäßigkeit der Mittel. Wird von der Kirchenleitung nicht gegen dieses Prinzip verstoßen, oder – um es blumiger zu formulieren, nicht „mit Kanonen auf Spatzen geschossen“? Exkommunikation ist – so drückt es auch die Stellungnahme der Pfarrerinitiative aus – als „unverhältnismäßig“ zu werten.
    Historische Rückblicke würden es naheliegen, so ganz vorsichtig mit „Exkommunikation“ zu sein. Heute sagen wir, es war so verkehrt, dass ein Jakob Huter und mit ihm so viele Täufer Mitte des 16. Jahrunderts gefoltert wurden und auf den Scheiterhaufen verbrannten. Sie beriefen sich auf das Evangelium und feierten ohne „Ermächtigung“ das Abendmahl. Heute sagen wir, dass ihre Konsequenz des Gewaltverzichts, des Herrschaftsverzichts innerhalb der Gemeinde und des kommunitären Eigentums wirklich der jesuanischen Botschaft entsprang, während die bestialischen Hinrichtungen und Folterungen und Ausweisungen bis hin zum Massaker an den Täufern auf der Rattenberger Burg so zutiefst als Perversion gewertet werden müssen. Heute sagen wir mit einem Blick auf einen der berühmtesten Absamer, Jakob Stainer, es war falsch, wie er Mitte des 17. Jahrhunderts in der Haller St. Nikolaus-Kirche ausgepeitscht wurde und auf Knien seinem angeblichen „Irrglauben“ abschwören musste, um die ausgesprochene Exkommunikation rückwirkend zu machen. Zu viele Beispiele kennt unsere Kirchengeschichte, kein Beispiel ist mir bekannt, in dem Exkommunikation irgendetwas zur Heilung und Versöhnung bewirkt hätte.

    Zweitens die Frage nach dem Allerheiligsten
    In der Heizer-Causa gehe es um das innerste Wesen der Kirche, so wird kirchenoffiziell und dogmatisch-theologisch argumentiert. Da müsse eben gehandelt werden. Da müssten Grenzziehungen gemacht werden. Da gehe es eben um die Frage der eucharistischen Gegenwart Jesu Christi, was wir volkstheologisch als das „Allerheiligste“ bezeichnen.
    Ich stimme zu, dass die Kirche dann handeln und Position beziehen muss – nicht exkommunizierend sondern heilend und gewaltfrei kämpfend – wenn das Allerheiligste infrage gestellt wird. Und hier gäbe es so viel Handlungsbedarf, hier ist die Kirche auch ständig präsent, weswegen ich keine Gelegenheit auslasse, in meinem schulischen Unterricht und dort, wo Kirche angefeindet wird, das solidarische Engagement der Kirche zu verteidigen. Denn überall dort, wo die Würde des Menschen verletzt wird, wird das Allerheiligste verletzt. Wenn heute wieder ein Flüchtlingsboot im Mittelmeer kentert und Flüchtlinge ertrinken – die statistische Wahrscheinlichkeit ist hoch – ,wenn in den wachsenden Elendszonen unserer Welt Menschen an Hunger leiden und daran sterben, wenn Massen ausgebeutet werden und der militärisch-industrielle Komplex fette Gewinne macht an den Kriegen und Bürgerkriegen in dieser Welt, dann geht es um das Allerheiligste – um Gottes Anwesenheit in unserer Welt, um jene Menschen, mit denen sich Jesus in seiner Gerichtsrede (Matthäus 25) identifiziert.
    Einige Tage nach den massiven Wahlsiegen rechtspopulistischer bis rechtsextremer Parteien in der EU gäbe es genügend Gelegenheiten, dass kirchliche Vertreter inhaltlich klar Position beziehen, wo „das Katholische“ tatsächlich und massenhaft infrage gestellt wird. Wenn rassistische, antisemitische und antiislamische Äußerungen von Politikern getätigt werden, die klar der Katholischen Soziallehre und dem Wesen des Christlichen widersprechen, dann sollte hier die Kirche ihre Stimme erheben, vor allem dann, wenn sich deren Vertreter auch noch auf die Werte des „christlichen Abendlandes“ beziehen wollen.
    Wenn ich als Kommunionhelfer in meiner Gemeinde den „Leib Christi“ verteilen darf, dann denke ich auch an diese Gegenwärtigkeiten, dann hoffe ich, dass das eucharistische Geschehen den Blick frei macht für die Beispiele, wo Reich Gottes gelingt und wo wir uns für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung einsetzen müssen. In mir klingen die Lesungsworte aus dem heutigen Himmelfahrts-Festgottesdienst nach: „…schaut nicht hinauf…“ Es ist für mich wohl Auftrag, hineinzublicken in diese Welt, um zu verstehen, wie Reich Gottes gelingen kann. Dieser Perspektivenwechsel könnte einen Ausweg darstellen aus der leidigen Exkommunikationsdiskussion.

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