Helmut Schüller: gläubig – politisch – kirchenbesorgt

(Wegen Erkrankung von Helmut Schüller) ungehaltene Laudatio zu seinem Siebziger (24.12.2022)

Lieber Helmut!

Als Johann Wolfgang von Goethe 50 wurde, hatte ihn der Laudator mit „Edler Greis“ angesprochen. Wie sich die Zeiten ändern. Standhaft trotzt Du dem Herrn Kardinal, der Dich und manche Deiner widerspenstigen Initiativ-Kollegen gern im Ruhestand sähe und arbeitest unverdrossen daran, die Pfarre Probstdorf zukunftsfit zu machen.

Um Dich zu würdigen, will ich drei Seiten Deiner unglaublich bunten Persönlichkeit in den Bick nehmen. Du bist in meinen Augen

  • ein unspektakulär bodenfest gläubiger Mann;
  • ein politischer Mensch sowie
  • ein unverdrossen Kirchenbesorgter.

Ein unspektakulär bodenfest gläubiger Mann

Einmal hast Du mit Blick auf die Entwicklung des Glaubens im Land vermerkt: Es gibt keine Mütter mehr, die mit ihren Kindern den Glauben leben. Damals hattest Du noch auf die Großmütter gesetzt. Aber auch diese fallen immer mehr aus.

Ganz anders bei Dir. Du bist in einem gläubigen Biotop aufgewachsen. Vor allem Deine Mutter hat Dich in Deinem Glauben geprägt. Auf dem Weg zu Deinem bodenfesten Glauben hattest Du dann in der Volksschule eine Religionslehrerin, an die Du Dich heute noch mit Rührung erinnerst. Die Serie der für Deine Entwicklung als glaubensfester Christ wichtigen Personen setzt sich fort. Hollabrunn hat Dir gutgetan. Herbert Leuthner, lange in Ecuador, hat Dich inspiriert. Hans Hermann Groër hast Du von seiner benignen Seite erlebt, vor der mir auch schon Franz Haslinger erzählt hatte. Mit Groër habt ihr Gaudium et spes gelesen; er hat euch die weite Welt der Musik und der Literatur geöffnet. Rektor Johann Kurz riet euch ab, ins Wiener Priesterseminar zu gehen. Regens Peter Zehndorfer hatte gerade geheiratet. Der neue Regens Josef Toth hat Dich gewonnen. Du hattest eine starke Seminarzeit, die Dich auch pastoral prägte: Ihr Seminaristen habt als Mitglieder der Priesterseminar-Sprengelgemeinde in den umliegenden Häusern Hausbesuche gemacht. Das Studium an der Fakultät hat Dich beflügelt. Raphael Schulte‘s Heilsmysterium, Jacob Kremers und Georg Brauliks erfrischende Exegese nach Walter Kornfeld und Johannes Kosnetter. Mich hast Du auch ausgehalten.

An Johannes Kosnetter erinnert mich eine kleine Begebenheit. Hans Bensdorp – mit Dir eine Säule in der Pfarrer-Initiative, kam, nicht zum ersten Mal, zur kommissionellen Prüfung. Ich war als Subregens dabei. Kosnetter fragte nach der Leidensgeschichte bei Johannes. Bensdorp griff zur Bibel. Darauf Kosnetter: Das müssen Sie doch auswendig können; Karajan dirigiert doch auch alles auswendig. Darauf Bensdorp entwaffnend: Der wird dafür aber auch bezahlt. Dann ging es um die Note. Kosnetter wollte Bensdorp noch einmal kommen lassen. Ich darauf: Der Pfarrer von Ars war auch kein Spitzentheologe und wurde doch ein guter Seelsorger. Bensdorp war durchgekommen. Dieses Prüfungswunder hätte dem Pfarrer auch zur Heiligsprechung gereicht.

Nach der Ordination 1977 hattest Du mit Josef Vollnhofer und Leopold Kaupeny anregende Persönlichkeiten als Lehrpfarrer. Beide demonstrierten Dir, dass die Kirche stets mit der lokalen Politik im Dialog sein muss. Als Du mit einem zweiten Kaplan zu Leopold Kaupeny kamst, fuhr er mit euch beiden die Pfarrgrenzen ab. Seine Lektion für euch war klar: Wir sind für die Menschen, die in diesem Raum wohnen, pastoral verantwortlich. Das ist vielleicht der bleibende Grund für das heute vielfach geschmähte Territorialprinzip: Es ist kein Raum zur Rekrutierung der Menschen, sondern der klar umrissene Raum für diakonale Aufmerksamkeit. Genau dieser konkrete Raum fehlt den Geistlichen Bewegungen zumeist.

Ganz wichtig wurde für Dich dann der tief fromme und umtriebige Leopold Ungar, der in seiner Caritas-Monarchie nicht nur einen Mitarbeiter, sondern auch einen kompetenten Nachfolger suchte. 1988 übernahmst Du dann die Caritas in Wien und 1991 für ganz Österreich.

Als am 27. März 1995 das Nachrichtenmagazin Profil (Ausgabe 13/95) die Hartmanngeschichte veröffentlichte, änderte dies auch Dein Leben. Der – Kardinal Groër am 3.4.1995 zur Seite gestellte – Koadjutor Christoph Schönborn hatte Dich in sein „Schattenkabinett“ aufgenommen. Am 14.9.1995 nahm Johannes Paul II. den Rücktritt des konsequent schweigenden Kardinals Groër an. Christoph Schönborn fragte Dich, ob Du sein Generalvikar sein möchtest. Wie Du es bei Josef Toth gelernt hattest, überreichtest Du Christoph Schönborn eine lange Liste mit Bedenken, die dieser ernsthaft bedachte: Er blieb dennoch bei seiner Bitte. 1995 bis 1999 dientest Du an seiner Seite als Alter Ego. Bald zeigte sich, dass es beträchtliche Auffassungsunterschiede zwischen euch beiden vor allem in der praktischen Ekklesiologie gab. Der frankophile Schönborn, der nie in einer Pfarre seelsorglich tätig war, setzte auf die neuen Bewegungen. Du hingegen warst Dein ganzes pastorales Leben hindurch pfarrlich geerdet. Auch zeichnete sich schon in dieser Zeit der sich zuspitzende Mangel an verfügbaren Priestern ab: Es lag Euch jene Prognose vor, die ich für den Pastoralrat errechnet hatte. Dir war klar, dass in der Seelsorge und in der Folge auch der in Administration tiefgreifende Änderungen anstünden. Die Ernennung eines Personalchefs stand vor der Tür. Christoph Schönborn, der um keinen Preis für offene Konfliktaustragung gewinnen wird, schob Dir mit schlechtem Gewissen nächtens den blauen Brief unter die Fußmatte. In seiner Festpredigt zum 1000-Jahrjubilium hat sich der Kardinal vor versammelter Gemeinde bei Dir ausgiebig entschuldigt.

Da Du Dich – war es ahnungsvolle Voraussicht? – schon als Generalvikar in Probstdorf als Pfarrer installieren ließest, wurdest Du nun hauptsächlich das, was Du unglaublich gut kannst: Pfarrer. Zudem hast Du dem Opus Dei den Bereich 3 der Hochschulgemeinde als Nebenjob abgenommen: einen Dienst, den Du bist heute leistest. Das schaffst Du, weil Dich Hans Kouba, der Dich dazu „gerufen“ hat, enorm schätzt und entlastet. Schließlich bist Du Geistlicher Assistent der Katholischen Hochschuljugend in Wien sowie des Akademikerverbands, der Dir heute dieses Geburtstagsfest ausrichtet.

Dein langer Weg in der Kirche war wie im Prater eine Art Hochschaubahn. Großgeworden in Pfarrei bist Du in schwindlige Höhen getragen worden und dann wieder auf dem Boden der Pfarre Probstdorf zu landen. Manchmal frage ich freilich, ob die Zuordnung von oben und unten passt. Ist das Oben in der Kirche nicht letztlich dort, wo die Menschen Hoffnung und Freude, Trauer und Angst leben, wie ihr mit Hans Hermann schon als Gymnasiasten in Hollabrunn bei der Lektüre der Pastoralkonstitution gelernt habt?

Ein politischer Mensch

Mein zweites Epitheton, also ehrendes Eigenschaftswort, für Dich, lieber Helmut: Du bist ein politischer Mensch. Dazu hat viel Dein Vater beigetragen, der Dir die Welt der Medien und der Politik eröffnet hat. Zudem hat Dein politisches Engagement tiefe theologische Wurzeln. In Deiner Zeit bei der Caritas hast Du gar nicht anders können, als eine Theologie der Diakonie auszufeilen. Du hast verstanden, dass es nicht nur darum geht, dass Menschen durch unsere seelsorgliche Bemühung in den Himmel kommen. Vielmehr sollte der Himmel schon jetzt zu uns kommen. Jesus redete daher vom Kommen des Himmelreichs auf die Erde. Schon jetzt. In Spuren wenigstens. Genau das war die Aufgabe der Caritas, die Dir anvertraut worden war.

Dir war klar, um es plakativ zu formulieren, dass die Kirche zwar keine politische Partei ist, aber politisch parteilich. Auf Grund dieser Parteilichkeit des Evangeliums für die Menschen am Rand bist Du auch öffentlich aufgetreten.

1993 warst Du maßgelblich mitverantwortlich für das unvergessliche Lichtermeer gegen die dumpfe FPÖ und ihrem Motto „Österreich zuerst“. Mit vielen herausragenden Persönlichkeiten, darunter Willi Resitarits oder Alfons Haider, und mit über 300.000 Teilnehmenden hast Du gegen Fremdenfeindlichkeit und Intoleranz demonstriert. Dein Beitrag als Präsident der Caritas hatte den Titel „Einer unmenschlichen Wohlstandsgesellschaft fehlt der Segen Gottes“. Einmal, so erzähltest Du mir, hast Du sogar den Weg in zu Jörg Haider riskiert, der Dich ins Parlament einlud und Dir in gekonnter Weise das Blaue vom Himmel herunter erzählte.

Ein politischer Mensch warst Du nicht nur in Deinem Amt als Caritaspräsident. Du setzt Dich bis heute zivilgesellschaftlich ein: in der „Zweiten Bank“, um Konten für Personen ohne Einkommen zu organisieren; für Fairtrade; oder auch als Roma-Seelsorger im Roma-Beirat der Bundesregierung.

Du hast auch die Dir anvertraute Pfarrer Probstdorf für handfeste Diakonie gewonnen. Bei einem Besuch konnte ich hinter dem Pfarrhaus jene Container sehen, in denen Schutzsuchende untergebracht waren. Ihr habt, um die Ängste der Bevölkerung zu beruhigen, ein Rund-um-die-Uhr-Telefon eingerichtet, wo allenfalls Besorgte anrufen konnten. Außer einer Studentin, die über diese Idee schreiben wollte, hat es niemand benützt. Du hast in der Pfarre junge Menschen gewonnen, für die schutzsuchenden Gäste Verantwortung zu übernehmen. Gelernt habe ich auch bei Dir, worüber der große Zygmunt Baumann in seinem Bestseller „Die Angst vor den anderen. Ein Essay über Migration und Panikmache“ (2014) geschrieben hatte und was die Wiener Linquistin Ruth Wodak in Ihrem Buch „Politik mit der Angst. Zur Wirkung rechtspopulistischer Diskurse “ (2016) beschäftigte, dass das Wort „Flüchtlinge“ unbrauchbar geworden sei, weil es emotional nur Abwehr transportiere. Du verwendest daher als Ersatz das Wort „schutzsuchende Gäste“.

Ein unverdrossen Kirchenbesorger

Ich komme zu meinem dritten, Dir zugeeigneten Beiwort, also Epitheton. Du bist ein unverdrossen Kirchenbesorgter. Und davon profitieren viele in der Kirche: die Pfarrerschaft, die Laien, die Pfarrgemeinden.

Ich fange mit den Pfarrgemeinden an und bezeichne Dich – Dich ehrend – als einen „Territorialisten“. Du bist ein Freund jener lokalen Kirche, eben der Pfarre, welche von manchen in der Kirchenleitung, flankiert durch manche Pastoraltheologen, längst abgeschrieben ist. Die Entwicklung mancher Pfarrgemeinden mögen ihnen Recht geben. Wenn ich Samstags am Abend den Gottesdienst in meiner Pfarrkirche in Wien mitfeiere, komme ich mir manchmal als der Jüngste vor.

Mit Probstdorf demonstrierst Du aber, dass diese Untergangsprognose nicht zwingend ist. Im neu gewählten Pfarrgemeinderat sitzen jüngere Leute. Auch die Gottesdienstgemeinde ist nicht überaltert wie in anderen Pfarrgemeinden.

Sorge macht Dir natürlich, wie es nach Deinem Ausscheiden als Pfarrer weitergeht. Jetzt schon bereitest Du die Pfarrgemeinde auf diese Zeit vor. Viele engagieren sich ehrenamtlich. Dabei erweist Du Dich als Anwalt derer, die wir leider mit dem theologischen Unwort als „Laien“ bezeichnen: Du sorgst für ihre Entwicklung, willst, dass die Entscheidungen in rechtsverbindlichem Procedere synodal getroffen werden, ohne die Grundverantwortung eines Ordinierten in Frage zu stellen. Aber Du verlangst, dass das durchaus hilfreiche Vetorecht der amtlichen Leitung (ordiniert oder schlampiger Weise auch nichtordiniert) verbindlich in den Entscheidungsprozess eingebunden wird: also bestenfalls aufschiebende Wirkung hat. Dir ist klar, dass man mit demokratieerfahrenen Menschen amtliche Autorität nicht mehr klerikalistisch ausüben kann. Du hoffst auch mit mir, Fritz Lobinger oder Erwin Kräutler, dass zumindest in den Kirchenregionen mit dramatischem Mangel an herkömmlichen Priestern eine neue Form des Amtes möglich sein wird. Schon jetzt bereitet ihr in Probstdorf Leute vor, die für eine Ordination in ein Team von „Ordinierten neuer Art“ (Lobinger nennt Sie Team of Elders, meint damit aber nicht das Alter, sondern die Langzeiterfahrung) in Frage kommen. Das wird die Kriterien zur Zulassung zur Ordination verändern. Es werden nicht mehr privat Berufene geweiht, die dann vom Bischof in eine Gemeinde abgestellt werden. Vielmehr werden gläubige Gemeinden in ihren eigenen Reihen nach erfahrenen Personen Ausschau halten. Diese sind tief im Evangelium verwurzelt und haben reiche Erfahrung im Gemeindeleben. Sie werden berufsbegleitend gut ausgebildet und dann ordiniert. Du bist wie viele Theologen und Theologinenn davon überzeugt, dass einer solchen Lösung des Priestermangels theologisch nichts im Weg steht außer dem derzeit geltenden, aber eben reformbedürftigen Kirchenrecht. Du willst also nicht im herkömmlichen Rahmen reformieren, sondern den Rahmen selbst.

Als Pfarrer bist Du nicht nur ein leidenschaftlicher Anwalt der Pfarrgemeinden, deren gläubiger Mitglieder, sondern auch der Pfarrerschaft. Dazu hast Du viele Interessierte kirchenpolitisch vernetzt. Auslöser war eine Fernsehdiskussion im Jahr 2005, an der Bischof Klaus Küng, Du und auch ich dabei waren. Du sagtest, was der Bischof sprachlich nicht verstand: „Wir Pfarrer sind auch nicht auf der Nudelsuppe dahergeschwommen!“ Du meintest damit: Wir Pfarrer haben Gewicht (ohne uns geht es nicht); wir haben Erfahrung und wir können das alles auch theologisch reflektieren und argumentieren.

Auf diese Sendung hin haben sich viele Pfarrer dankbar bei Dir gemeldet. In einer Gründungsgruppe rund um Dich und Deinen Studienkollegen Udo Fischer habt ihr die Pfarrer-Initiative gegründet. Ein Manifest wurde veröffentlicht. Bald stieg die Zahl der Mitglieder über 300. Auch 13.000 Laien haben sich im Lauf der Zeit unterstützend „angeschlossen“. Ihr habt Bischöfe aufgesucht, um sie mit Euren Anliegen zu befassen. Der damalige Nuntius Edmond Farhat, der in seiner Kirche keine Berührungsängste mit verheirateten Priestern hatte, riet Euch nach Rom zu reisen. 2009 habt ihr die Reise auch angetreten. Wie sehr man Euch kannte und auch bereits fürchtete, zeigt der Eiertanz um den zunächst zugesagten, dann abgesagten und dann doch wieder ermöglichten Termin in der Glaubenskongregation. Joseph Ratzinger begrüßte euch kurz und überließ Euch zu einem offenen Gespräch dem damaligen Mitarbeiter, den Jesuiten Luis Francisco Ladaria. Dann meldete sich Hermann Geissler FOC (vom Werk) zu Wort und beflegelte Euch solange wie kleine Schulbuben, bis es selbst Ladaria zu bunt wurde und er die Sitzung beendete. Zum Trost kam dann sogar noch ein Beschwichtigungsschreiben von damaligen Kardinalstaatssekretär Tarzisio Bertone, in dem die Anliegen der Pfarrerinitiative und ihre Vorschläge letztlich als Scheinprobleme abgetan wurden.

Die Stimmung in der Pfarrerinitiative war verständlicher Weise aufgeladen. 2011 habt ihr euch zu einem Pfingstaufruf entschlossen. Bei der Suche nach dem Titel fiel der Vorschlag „Aufruf zum Ungehorsam“. Was dann folgte, ist Stoff für eine eigene Diplomarbeit. Gloria-TV hat den Aufruf umgehend skandalisiert. Unentwegt wurde in den Medien darüber berichtet. Egon Kapellari witterte eine Spaltung der Kirche. Christoph Schönborn verlangte die Zurücknahme und kündigte disziplinare Konsequenzen an. Aber es geschah nicht mehr, als dass Dir der Titel „Monsignore“ entzogen wurde -auf den Du doch so großen Wert gelegt hattest 😊.

Den Moraltheologen Andreas Laun erregte vor allem das unbotmäßige Un-Wort vom „Ungehorsam“. Die Initiatoren wollten aber über die Themen diskutieren, nahmen daher auch das Wort teilweise zurück. Sie merkten, dass es half, Entrüstung zu schüren und damit von der Diskussion der Themen erfolgreich abzulenken. Was viele störte war, dass ihr nicht mehr Forderungen vorgetragen, sondern alternatives Handeln angekündigt habt. „Taten, nicht Worte reformieren die Kirche“, so der Untertitel der kreuz&quer-Studie des ORF zum Aufruf (2012).

Die Unterstützung für diesen Aufruf war weit über das Kirchenvolk in Österreich und über das Land hinaus gewaltig. Du, Helmut, hast Einladungen nach Deutschland und in die USA erhalten. Kirchenleitungen haben Deinen Auftritt in kirchlichen Häusern untersagt und damit kostenlos der Verbreitung gedient. Die Topwerbung auf weltkirchlicher Ebene machte schließlich Papst Benedikt XVI. selbst. Er nahm in seiner Predigt bei der Chrisammesse des Gründonnerstags zum Aufruf mahnend Stellung. Kardinal Christoph Schönborn beeilte sich, den Text im Priesterrat umgehend zu besprechen.

Am 18.2.2013 konnte der Standard im Beitrag Churchwatch von Wolfgang Bergmann titeln: Benedikt geht – Schüller bleibt. Und kurz darauf am 29.12.2013 schrieb Gerfried Sperl in derselben Zeitung: Schüllers Kirchenkonzept gleicht jenem des Papstes. Franziskus war also Benedikt nachgefolgt. Und hat paradoxerweise die Pfarrerinitiative eine veritable Bestandskrise manövriert. Nach der Amazoniensynode kippte die anfängliche Zustimmung zu Franziskus bei einem Teil der Ungeduldigen. Andere mahnten zum längeren Atem, wohl wissend, dass der Papst die Weltkirche auf einen gemeinsamen Entwicklungsweg halten muss: eine Weltkirche, in der in Afrika manche Bischöfe ein zweites oder drittes Priesterseminar bauen, während in Europa, nach und nach selbst in Polen, die Zahl der Priesteramtskandidaten dramatisch sinkt und manche Seminarprachtbauten inzwischen für andere Aufgaben verwendet werden. Für das Kreuzen auf dem kirchenpolitischen Meer fehlte der Gegenwind und statt des erhofften kräftigen Reformrückenwind des Heiligen Geistes spürten manche nur ein leises Reformlüftchen oder gar Flaute: Windstille.

Die Pfarrer-Initiative gibt aber nicht auf. Dafür gibt es wenige gewichtige Gründe: Sie wird gehört; die Mitglieder halten einander auch spirituell über Wasser; vor allem gibt sie nicht wenigen Laien Rückendeckung – und diese sollen nicht enttäuscht werden.

Lieber Helmut,

ich hoffe, meine Laudatio hat sich wie ein spannender Kirchenkrimi angehört. Das war und ist er ja dank Deiner Rolle schließlich auch. Bleibt mir nur noch, um der Kirche und des Landes willen, Dir von Gott weiterhin unverdrossene Kirchenbesorgtheit, politische Zivilcourage und das alles mit einem frommen Wissen um Gottes Zuneigung zu Dir zu wünschen.

Im dritten Kapitel des Korintherbriefes stehen die tröstlichen Worte, dass am Ende der Tage das Tun der Völker und damit auch unsere eigenen Handeln evaluiert werden wird. Dabei wird manches Gutgemeinte verbrennen. Aber wir selbst werden, wie durch Feuer hindurch, gerettet werden. Die Rede ist vom Feuer der göttlichen Liebe.

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2 Antworten zu Helmut Schüller: gläubig – politisch – kirchenbesorgt

  1. Thomas Bauer schreibt:

    Tatsächlich, ein Kirchenkrimi im Umfeld einer Person, die für viele, weil oft aus vielerlei Gründen sprachlose oder der Sprache benommenen Umstehenden das Aufrechtgehen übt. Danke, Helmut Schüler, Danke, Paul Zulehner

  2. Walter Vögele schreibt:

    Helmut Schüller ist für viele von uns Laien und wachsamen Christen in vielerlei Hinsicht ein Vorbild! Er trotzt allem was nicht im Geiste Christi ist und er versucht seiner Sendung und seinem Auftrag gerecht zu werden. Er ist Hartnäckig in seinem Tun und der Verfolgungung seines göttlichen Auftrages. Er ist mutig und setzt sich gegenüber seinen kirchlichen Vorgesetzten durch, da er sich lediglich seinem wahren Meister und Herrn, seinem Schöpfer unterwirft. Er kämpft gegen alles, was ihn behindert und ihm, in seinem Sendungsauftrag nicht einleuchtet und seine Verbindung zu Gott, seinem Auftraggeber vernebeln würde. Sein Aufruf zum Ungehorsam ist gleichzeitig ein Bekenntnis zum Gehorsam an Jesus Christus. Ich wünsche Helmut Schüller weiterhin alles Gute und freue mich immer wieder, seine Geisterfülltheit zu erkennen. Das ist Motivation, Vertrauen und stärkt den Glauben!

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