Vernichtungskrieg Russlands gegen die Ukraine: und Österreich?

Kardinal Franz König mit Fery Berger beim Unterzeichnen der Weizer Pfingstvision 1995

Fery Berger ist Gründer der Weizer Pfingstvision. Ein gläubiger Idealist, friedensbewegt und gerechtigkeitsbesorgt. Hier zwei bemerkenswerte und heftig diskutierte Stellungnahmen von ihm in Facebook, die nachdenklich machen.

1

WIE KANN ICH ALS CHRIST FÜR WAFFENLIEFERUNGEN AN DIE UKRAINE SEIN?

Ein Bekenntnis

Ich habe mich einst aus einer christlichen Überzeugung heraus für den Zivildienst entschieden. Seit einem längeren Indienaufenthalt fasziniert mich nach wie vor die Lehre der Gewaltfreiheit von Mahatma Gandhi und Martin Luther King.

Eines ist mir aber auch klar geworden. Für einen gewaltfreien Widerstand ist es ein Unterschied, ob meine Gegner John F. Kennedy oder die britische Regierung sind, oder ob es Diktatoren wie Hitler und Putin sind. Mit Diktatoren kann man nicht verhandeln.

Auch durch die Lektüre mehrerer einschlägiger Bücher über Putin´s Ideologie ist mir eines ganz klar geworden. Für den KGB-Offizier Putin ist Lüge und Gewalt nicht nur etwas Selbstverständliches, es ist für ihn etwas Gutes.

Ihm geht es letztlich nicht um die Ukraine. Es geht ihm um den Kampf gegen die degenerierten westlichen Demokratien. Er möchte sich, aus einer inneren Gekränktheit heraus, am Westen rächen und die russische Welt wieder aufbauen. Wir sind uns nicht wirklich bewusst, wie stark dieser Krieg auch uns gefährdet.

Waffen zu liefern bedeutet ein Übel in Kauf zu nehmen, um ein noch viel größeres Übel zu verhindern.

Papst Franziskus sagte einmal: „Den Feind zu lieben, heißt ihm Gutes zu tun, indem man ihn davon abhält, das Böse zu tun.“

Man kann als Christ sich persönlich dafür entscheiden die andere Wange hinzuhalten, aber man kann das anderen nicht gebieten.

Würde die Ukraine jetzt einem Waffenstillstand zustimmen, würde Putin das ganze Gebiet, das er jetzt besetzt hat, für sich beanspruchen. Er würde dann wieder aufrüsten um sich dann, sobald wie möglich, die ganze Ukraine einzuverleiben.

Daher empfinde ich die Aufforderungen sogenannter westlicher FriedenskämpferInnen – die Ukrainer sollen doch so schnell wie möglich die Waffen niederlegen, weil ja auch wir im Westen gefährdet sein könnten – als eine Provokation.

Daher halte ich den Ruf österreichischer PolitikerInnen nach sofortigen Verhandlungen als unrealistisch und naiv. Noch absurder ist es, wenn ein führender österreichischer Politiker behauptet, der Krieg sei von den USA und der Nato begonnen worden, um auf dem Gebiet der Ukraine, Russland zu zerstören.

Mit unserer Organisation haben wir in Weiz 12 Wohnungen angemietet. So können wir 60 UkrainerInnen mit ihren Kindern betreuen. Es ist schwer täglich mitzuerleben, welch unendliches Leid dieser Krieg verursacht.

Dieses Leid muss ein Ende haben. Aber es muss wirklich ein Ende sein.

2

ICH SCHÄME MICH – DANN IST FEUER AM DACH

Präsident Selenskyj hat heute in unserem Parlament über die Situation in der Ukraine berichtet; vor allem über die Minenverseuchung eines ganzen Gebietes, das zweimal so groß wie Österreich ist. Russische Soldaten haben Minen auf Feldern, in Gärten, in Schränken und Waschmaschinen versteckt, um heimtückisch unschuldige Menschen zu töten.

Im gleichen Moment verlassen PolitikerInnen einer Partei den Saal, um gegen diesen Präsidenten zu demonstrieren. Die Hälfte der Abgeordneten einer anderen Partei boykotiert die Rede in einer feigen Aktion, ohne jegliche Erklärung.

Das sind die Momente, wo ich mich schäme Österreicher zu sein.

Ich schäme mich, dass das bei uns möglich ist. In keinem der anderen 24 Parlamente in Europa, wo Selenskyj bereits gesprochen hat, ist so etwas geschehen.

Ich glaube, dass das jetzt wieder zu einer Situation führen kann, die wir schon kennen.

Eine Partei beginnt aufzuwiegeln, Emotionen zu schüren, Menschen gegeneinander aufzuhetzen, Neid zu schüren und unser Land zu spalten. Zuerst wird Angst und dann Hass gesät.

„Die Sanktionen sind ja an allem schuld.“

Und das Ganze, um damit Wählerstimmen zu optimieren.

Was mich besonders empört, ist die Tatsache, dass das vor den Augen von 54.000 UkrainerInnen ausgetragen wird, die mit ihren Kindern in Österreich ausharren müssen. Viele davon sind ausgelaugt. Viele müssen sich nicht nur um ihre Männer im Krieg sorgen. Viele müssen miterleben, was der Krieg bei ihren Kindern, vor allem an psychischen Problemen und Krankheiten, ausgelöst hat.

Nach der Übertragung spricht ORF-Kommentator Hans Bürger dann von seiner Befürchtung, dass das alles als ein Wahlkampfthema ausgeschlachtet wird.

Und ergänzt: „Dann ist Feuer am Dach.“

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3 Antworten zu Vernichtungskrieg Russlands gegen die Ukraine: und Österreich?

  1. Daxbacher Hannes schreibt:

    Hat dies auf Die Christenheit rebloggt und kommentierte:
    Papst Franziskus sagte einmal: „Den Feind zu lieben, heißt ihm Gutes zu tun, indem man ihn davon abhält, das Böse zu tun.“

  2. manfredschnitzeryahoode schreibt:

    Zwei ganz grossartige, weil wohldurchdachte Stellungnahmen, denen man eine weitere Verbreitung wünschen würde. Die Zeit bis zu den nächsten Wahlen wird sehr entscheidend sein. Hoffentlich wird das Sankt Pöltener Probleme nicht bald ein gesamtösterreichisches…!

  3. Brand, Hildegard schreibt:

    Grundsätzlich keine Verhandlungen mit Diktatoren? – dann hätte es wohl auch keine „Einigung“ zur sogen. „Kubakrise“ ,
    keine Einigungen (ca. 1982/3 ) gegeben nach den „großen“ Hochrüstungen in West und Ost mit westlichen Pershing II und sowjetischen SS 20- Atomraketen – in der Zeit der stärksten Friedensbewegungen nach dem 2. Weltkrieg .
    – Beide Situationen hatten zur Zeit des sogen. „Kalten Krieges“ zwischen „Ost“ und „West“ das Potenzial für einen 3. Weltkrieg – der möglicherweise ein Atomkrieg geworden wäre.

    Und – wen meinen Sie mit „sogenannten westlichen FriedenskämpferInnen“ ?
    Natürlich ist die Argumentation ( es sind eher bloße Thesen) so, wie Sie diese angeführt haben, ohne Begründungen frag-würdig. Hintergründe dafür sollten ausgeführt werden – wer von den “ sogenannten“ spricht so?

    Das klingt in dieser Form zu pauschal und fast schon diskreditierend gegen die „gesamte Friedensbewegung“ ( die es s o eventuell gar nicht mehr in „Geschlossenheit“ gibt ) , wenn nicht offen gelegt wird , w e r „diese“ sind, die so sprechen.

    Wenn Sie die FPÖ- VertreterInnen meinen, wäre es hilfreich, diese auch klar zu benennen und zu zitieren.

    Im Fall der österreichischen FPÖ und der deutschen AFD würde ich Ihnen voll zustimmen. Auch für mich ist es fast schon unerträglich, dass gerade diese rechtspopulistischen Parteien für sich in Anspruch nehmen, die einzige und beste „Friedenspartei“ zu sein. Ich würde mich auch dagegen verwahren – gerade als „Friedensaktivistin“ – damit in einen Topf geworfen zu werden
    – gerade w e i l es für mich andere Thesen und Begründungen „für Frieden“ gibt.

    Für problematisch halte ich auch immer wieder vereinzelte historische Rundumschläge,
    hier
    mit Ihrem Bezug zu J.F. Kennedy, der ein – wenn auch in seinen Entscheidungen facettenreicher –
    Präsident unter mehreren war und als solcher auch für eine Phase des schrecklichen Vietnamkrieges unter „demokratischer Regie“ Verantwortung trug. Das abzuhandeln sprengt sicher den Rahmen hier.

    Ganz persönlich stelle ich mir – natürlich immer auch nur als “ noch“ nicht unmittelbar Involvierte –
    die Frage
    – Kann ich mir mich – ein unteilbares Individuum – als Panzerführende oder mit einer Kalaschnikow Bewaffnete vorstellen,
    die gezielt auf Menschen schießt ? … Ich möchte und will es nicht. So kann ich mir auch nicht Jesus vorstellen.
    Und – ich vermute, nicht wenige, die das ( wahrscheinlich zögerlich ) von sich behaupten, es tun zu können, reden vielleicht nur vom Wohnzimmer aus Distanz heraus.
    Das ist ja auch die „alte Frage“ an Kriegsdienstverweigerer – als Gewissensfrage…

    Und – aktuell – halte ich es für ratsam, alle Seiten kritisch zu begleiten – erst recht in Bezug auf die „Vielfalt“ immer noch existierender ( für mich ) „schmutziger Waffen“-
    z.B. Munition, deren Projektile mit Uran abgereichert sind und jetzt von Großbritanien geliefert werden sollen ( seinerzeit im Irak – und im sogen. Balkan-Krieg von den USA und Natomitgliedern eingesetzt – mit schweren gesundheitlichen Langzeit-Folgen für die dortige Bevölkerung und die eigenen Soldaten — ) .

    Bei alle dem – Putins Krieg ist ein durch nichts zu rechtfertigender, imperialer Krieg
    mit fürchterlichen Kriegsverbrechen, u.a. in Butscha und mit all dem, was Präsident Selensky geschildert hat. Und mit Recht ist Putin – Gott sei Dank- als Kriegsverbrecher verurteilt.

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